Videoüberwachung in Brig: Die Macht der Zahlen

oder traue keiner Statistik, die du nicht selbst…

Ein Dauerbrenner in der aktuellen Politlandschaft ist nach wie vor die Videoüberwachung im öffentlichen Raum. Als Hauptargument wird quasi unisono die steigende Kriminalität, allem voran der steigende Vandalismus aufgeführt.

So rechtfertigt auch Frau Sigrid Fischer-Willa, Stadträtin Brig (Ressort: Sicherheit und Bevölkerungsschutz), die geplanten Ausgaben von über 400‘000 CHF für Video-Installationen mit der ansteigenden Anzahl von Straftaten.
Jüngstes Beispiel: Am vergangenen OCOM-Anlass vom 14.03.2013 zum Thema „Sicherheit“ präsentierte Frau Fischer-Willa vor mehreren hundert Gästen eine Polizeistatistik, welche mit erdrückenden Zahlen der Jahre 2008 und 2009 einen immensen Anstieg der Sachschäden und Auseinandersetzungen auf Gemeindegrund beweisen.

Wieso werden aber 4-jährige Daten herangezogen? Es gäbe doch mindestens Zahlen von 2011 und seit ein paar Wochen auch Daten vom Jahr 2012? Beflügelt durch diese Frage, haben wir uns die kantonalen Kriminalstatistiken genauer angeschaut. Schon beim ersten Blick auf die Internetseite fällt folgender Hinweis auf: „Ab 2009, neue Polizeiliche Kriminalstatistik“.

Schaut man sich nun die Statistik für das Jahr 2009 etwas genauer an, muss einem schon beim Vorwort folgende Aussage auffallen:

„Im Jahr 2009 wurde in der Schweiz die neue Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) eingeführt. Eine Vorstellung durch das Bundesamt für Statistik erfolgte am 22. März 2010 auf nationaler Ebene. Zum ersten Mal wird dadurch eine generelle Übersicht der Kriminalität in der Schweiz ermöglicht, da alle Kantone für die Erfassung und die Auswertung der Daten einheitliche Grundsätze anwenden. Diese Harmonisierung hat jedoch gewisse Auswirkungen, da Vergleiche mit Daten, welche vor dem 31. Dezember 2008 erfasst wurden, sehr schwierig oder sogar unmöglich sind…
Diese […], kann eine erhebliche Erhöhung der Straftaten auf statistischer Ebene verursachen, obwohl dies in der Realität nicht unbedingt der Fall ist.“ (link)

Vergleiche zwischen den Jahren 2008 und 2009 sind demnach „schwierig oder sogar unmöglich“.

Dass die Verbrechenszahlen dann für die Jahre 2010 und 2011 stagnierten, bzw. sogar leicht rückläufig waren sei hier nur am Rande erwähnt.

Die Piratenpartei Wallis hat daraufhin Frau Fischer-Willa am 26.03.2013 um eine Stellungnahme ersucht, welche leider bis heute ausbleibt.

Quellen:

  1. Ocom Slides
  2. Alle Kantonale Kriminalstatistiken
  3. Polizeiliche Kriminalstatistik 2009

 


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